Drei Fragen an: Dr. Veronika Pelikan, CEO & Founder von Wechselweise.

Foto: Caro Strasnik

Ein Portal für Frauen in der Menopause aus Wien.

Wechselweise.net

F: Sie haben die Plattform „Wechselweise“ aufgesetzt, ein Portal für Frauen in der Mitte des Lebens, also in den Wechseljahren. Wie kamen Sie auf die Idee, was war der Anlass?

A: Anlass war, dass eine Kollegin und ich einen Blog zum Thema Wechseljahren schreiben sollten – und dabei draufkamen, dass es kaum verlässliche Infos zu dem Thema gab. Aus dem Blog wurde nichts, stattdessen beschlossen wir das Thema selbst in die Hand zu nehmen und launchten im Herbst 2021 Wechselweise.net. Mich hat auch die Tatsache bestärkt, dass ich selbst nicht wusste, wie mir geschah, als in den Wechsel kam. Ich konnte meine Befindlichkeiten und Beschwerden gar nicht zuordnen. Ich hatte jahrelang eine Frauenmagazin geleitet und trotzdem war ich nicht darauf vorbereitet. Ich dachte mir: Wenn ich das nicht weiß, dann geht es wohl vielen auch so. Und das unheimliche Echo auf Wechselweise scheint das zu bestätigen.

F: Frauen in den Wechseljahren sind eher ein Tabuthema - was wollen Sie gesellschaftlich oder politisch für die Frauen erreichen?

A: Wir wollen enttabuisieren, informieren und das Bild der Wechseljahre zurechtrücken. Wir wollen, dass es möglich ist, offen über die Wechseljahre zu sprechen. Immerhin sind allein im deutschsprachigen Raum etwa 11 Millionen Frauen zwischen 40 und 60 Jahre alt und damit in den Wechseljahren. Zwei Drittel dieser Frauen haben Wechselbeschwerden, ein Drittel so stark, dass es die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Bis zu 30 Hitzewallungen täglich, zu den unmöglichsten Gelegenheiten und auch nachts, quälende Schlaflosigkeit, in Folge mangelnde Konzentrationsfähigkeit und psychische Verstimmungen, dazu Herzrasen, das sich bis zur Panikattacke steigern kann, Gelenkschmerzen, trockene Augen und diverse urogenitale Beschwerden sind eine unglaubliche Herausforderung. Wenn diese Beschwerden nicht als Wechselsymptome erkannt werden, können sie auch nicht adäquat behandelt werden. Auf Wechselweise finden Frauen dazu evidenzbasierte, verlässliche Informationen von ausgewiesenen Expert:innen.

Darüberhinaus erzählen Frauen auf Wechselweise, wie es ihnen in den Wechseljahren geht, was sie andern Frauen dazu mitteilen möchten, und wir sehen: Das sind keine Omas mit grauem Haar. Das sind Frauen um die 50, die mitten im Leben stehen, einen Beruf haben, das gesellschaftliche Leben mitprägen – dennoch ist diese Altersgruppe samt ihren Anliegen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent. Auch das wollen wir ändern.

F: Der Erfolg der Plattform hat Sie überwältigt, hatten Sie in einem Interview gesagt - was macht den Erfolg Ihres Erachtens aus, was bieten Sie den Frauen, was diese anderswo nicht finden?

A: Ich denke, es funktioniert, weil wir die Frauen dort abholen, wo sie stehen – und sie ernst nehmen. Das schaffen nicht mal alle Ärzt:innen. Da herrscht oft noch die Meinung: „Da müssen Sie halt durch, das ist ganz normal.“ Oder: „Gehen Sie mehr an die frische Luft.“ Insbesondere das Thema Hormone ist noch sehr belastet von Vorurteilen. Doch die Medizin weiß heute schon sehr viel dazu. So wie Hüften und Kniegelenke ersetzt werden, können auch körpereigene Hormone durch so genannte „bioidente“ Hormone ersetzt werden. Dazu braucht es noch ganz viel Aufklärung bei den Frauen, aber auch in der Ärzteschaft. Wir vernetzen uns laufend mit Ärzt:innen, Influencer:innen und anderen Wechseljahre-Expertinnen, die ihr Wissen auf unserem Portal teilen. Unsere Community ist dankbar, so viele verlässliche infos gebündelt zu finden.

F: Gibt es Wechseljahre auch beim Mann und was finden Männer bei Ihnen dazu auf der Plattform?

A: Ja, auch der Mann kommt in den Wechsel, wenn auch nicht so heftig wie die Frau. Bei Frauen lässt ab etwa 40 zunächst das Progesteron nach, das führt zu unregelmäßiger Periode und oft heftigem PMS. Dann, mit etwa 50, setzt ziemlich abrupt die Östrogenproduktion aus, das verursacht dann unter anderem die typischen Hitzewallungen. Beim Mann ist es vor allem der Testosteronabfall, der zu nachlassender Vitalität und schwindender Manneskraft führt. Das geht aber allmählich, nicht so abrupt. Aber letztlich sind bei und Mann und Frau die selben Sexaulhomone – Östrogen, Progesteron und Testosteron – wirksam, wenn auch in unterschiedlicher Konzentration. Und Paare erleben das Älterwerden ja oft gemeinsam. Also ist es schon gut zu wissen, was mit dem anderen los ist. Dehalb befassen wir uns auf Wechselweise.net auch mit der Andropause, den Wechseljahren des Mannes.

F: In Österreich sind Sie bereits weit bekannt, und jetzt wollen Sie mit Wechselweise auch nach in Deutschland kommen. Auf was dürfen wir in Deutschland uns freuen?

A: Wir haben schon jetzt eine treue Leserschaft in Deutschland, im Internet kennt Information ja keine Landesgrenzen. Wir wollen uns in den nächsten Monaten noch stärker mit Expert:innen vernetzen und unsere Positioen als starke Drehscheibe für alle mit den Wechseljahren verbundenen Themen ausbauen. Und wer weiß, vielleicht gibt’s ja mal unseren Live-Event, den Wechselweise MenoDay, auch in Deutschland. Das Interesse unserer Leserinnen ist jedenfalls gegeben!

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