mfm - Interview: Drei+1 Fragen an Sascha Blumensaat

Hinter den Sustainable Development Goals (SDGs) verbergen sich die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN, mit insgesamt 169 Unterzielen. Sie sind das Kernstück der globalen Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die bis 2030 von allen UN-Mitgliedsstaaten umgesetzt werden soll. Die 17 Ziele tragen unter anderem zur wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung bei; nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Industriestaaten. Durch sie soll beispielsweise Armut bekämpft und ein menschengerechtes Wirtschaftswachstum vorangebracht werden.

Auch wir als mfm-menschen für medien beschäftigen uns mit den SDG 2030, zum Beispiel bei unserem Wellbeing-Index. Er misst die urbane und kommunale Lebensqualität im Einklang mit den SDGs. Außerdem beschäftigt sich der Global Food Summit mit Lebensmittelinnovationen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung von Lebensmitteln für 9 Milliarden Menschen 2030 dienen sollen.

Deshalb wollen wir das Projekt #17in60 von Sascha Blumensaat vorstellen, das sich mit den SDGs, und ihrer Integration in unseren Alltag, beschäftigt. Als  Student des Internationalen Studiengangs Politikmanagement an der Hochschule Bremen hat Sascha Blumensaat, das Projekt ins Leben gerufen. Seit dem 15. April 2019 versucht er, die 17 SDGs in sein Leben zu integrieren und Menschen dafür zu begeistern. Auf Instagram lässt er uns alle daran teilhaben. 

Wie er auf die Idee zu dem Projekt gekommen ist, erklärt er uns im Interview. 

1. Warum finden Sie entwicklungspolitisches Engagement wichtig?

Ich sehe es als reines Glück an, in einem reichen Land geboren zu sein. Deshalb finde ich es persönlich wichtig, Menschen aus anderen Ländern, insbesondere Menschen aus ökonomisch ärmeren Ländern, fair zu behandeln und auf Augenhöhe zu helfen, wo Bedarf besteht. 

Auf globaler Ebene haben wir, insbesondere in den letzten Jahren, durch den Klimawandel und die Migrationsbewegungen erlebt, dass es durchaus auch uns in Deutschland und Europa betrifft, wenn Menschen in Ländern des Südens erhebliche Probleme haben. Vor allem zeigt sich, dass unser Verhalten und unser aller Umgang mit der Welt Auswirkungen auf andere Menschen hat. Doch gerade Letzteres sehe ich auch als Chance! Wir sind eine Generation, die das Wissen und die Fähigkeiten hat, etwas an diesen Problemen zu verändern. Durch das Internet, schwache künstliche Intelligenz und unsere Computer und Smartphones haben wir großartige Werkzeuge in unseren Händen, um die Welt fairer und lebenswerter für alle Menschen zu gestalten! 

2. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, #17in60 ins Leben zu rufen; und wieso nutzen Sie Instagram als Medium?

Die Idee kam mir durch mehrere Erlebnisse. Eines davon war ein Vortrag von Dr. Norman Laws zum Thema "Klima und Internationale Beziehungen", der mich tief berührt hat und über den ich bis heute immer wieder nachdenke. Mitte März begann ich dann das Buch "Die Agenda 2030" von Jens Martens und Wolfgang Obenland zu lesen –  zeitgleich besuchte ich außerdem einen Workshop zu den SDGs.

Mit diesem Hintergrundwissen fiel mir immer mehr auf, dass mehrere Menschen sich für Dinge einsetzten, die auch in den SDGs definiert sind – ohne es zu wissen. Diese Erkenntnis gipfelte für mich in zwei Fragen. Erstens:  Wie kann man so von den SDGs erzählen, dass Menschen erreicht werden, die sich bereits – unwissend – für bestimmte Ziele stark machen? Zweitens: Wie kann man Menschen erreichen, die die SDGs gar nicht kennen?

Nachdem ich mir diese Fragen gestellt hatte, habe ich überlegt, was alle Menschen dieser Welt gemeinsam haben. Sie lieben Geschichten! Dabei mögen Menschen besonders persönliche Geschichten, bei denen man nicht weiß, ob der Protagonist und/oder die Protagonistin Erfolg haben oder letztlich doch scheitern wird. Daraus entwickelte ich schlussendlich ein Konzept, das Elemente von "Word of mouth-Marketing" und "Guerilla-Marketing" aufweist.

Für Instagram entschied ich mich dabei aus verschiedenen Gründen. Instagram ist meiner Meinung der Beweis dafür, dass die Aussage stimmt: "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte". Die Nutzerzahlen steigen in Deutschland kontinuierlich, und über die richtige Wahl der Hashtags kann man, auch ohne Werbebudget, sehr viele Menschen erreichen. Außerdem passt das Medium sehr gut zum Kerngedanken der SDGs. Denn die SDGs haben zum Ziel, positive Ereignisse zu kommunizieren – wenn man sich Instagram anschaut, sieht man auch hauptsächlich positive Kommunikation. Die Kommentare sind weniger von Hass geprägt als bei anderen sozialen Medien, sodass man weniger Ressourcen in die Bearbeitung von Hasskommentare investieren muss. Diese grundsätzlich positive Stimmung passt daher sehr gut zu den SDGs.

3. Wie kann jeder Einzelne von uns seinen Alltag gestalten, um die SDGs zu unterstützen? 

Sie können damit sofort starten, indem Sie lächeln und sich bemühen, mit den Menschen in ihrer Umgebung freundlich umzugehen. Damit leisten Sie sofort einen Beitrag zu Ziel Drei: Gesundheit. Schnell umzusetzen ist auch der Wechsel zu einem Anbieter von zu hundert Prozent erneuerbarem Strom oder, wenn Sie sich vor dem Einkauf fragen: Brauche ich das wirklich? Ich persönlich bin auch ein Fan von positiven Routinen, z. B. habe ich immer in meinem Rucksack einen Stoffbeutel und ein kleines Stoff-Gemüse-Netze dabei. Ich wasche bei maximal 60° und ich ziehe den Stecker von elektrischen Geräten, die ich gerade nicht benutze. Ansonsten hilft es, Produkte möglichst lange zu behalten oder sie an Secondhand Geschäfte zu verkaufen. Eine weitere, schöne Möglichkeit ist die Geschenkspende. Das bedeutet, dass Sie den Betrag, den Sie eigentlich für das Geschenk ausgeben wollten, für einen guten Zweck spenden. Dies können Sie natürlich auch mit den SDGs verbinden. Außerdem hilft es natürlich, mit anderen Menschen über die SDGs zu reden, egal auf welcher Ebene, und gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen!

4. Wie werden die positiven Auswirkungen, die durch die SDGs erzielt werden, gemessen?

Im Zuge der Entstehung der SDGs gab es eine internationale Arbeitsgruppe, die sich auf eine Liste von 232 Indikatoren einigte, um zu messen und zu vergleichen, wie weit die jeweiligen Länder beim Erreichen der SDGs sind. In Deutschland hat das Statistische Bundesamt eine eigene Themenseite zu den SDGs eingerichtet. Dort lässt sich auch der aktuelle Indikatorenbericht 2018 finden, in dem man sehen kann, inwieweit Deutschland die jeweiligen Ziele bereits erreicht hat.

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