mfm - Interview: Drei +1 Fragen an Steffen Braun vom Umfrageinstitut Civey zur Europawahl

Steffen Braun ist Partner bei Civey, dem Berliner Start-up Umfrageinstitut. Dort leitet er den Bereich Wirtschaft und Gesellschaft. In dieser Funktion arbeitet er mit vielen politischen Institutionen, Verbänden und Unternehmen im Bereich Politik und Wahlkampf zusammen. Bevor er 2017 bei Civey einstieg, war er knapp zehn Jahre als Leiter Politische Kommunikation bei Edelman.ergo (heute Edelman), einem Communications Marketing-Unternehmen in der politischen Kommunikation für Unternehmen und Ministerien, aktiv. 

1. Was sind die zentralen Themen der kommenden EU-Wahl in diesem Mai? 

Unsere Umfragen zeigen, dass es ein großes Interesse an drei Themenblöcken gibt. Diese sind Umwelt- und Klimaschutz, alle Fragen rund um die Themen Demokratie und Meinungsfreiheit und als dritter Block Migration und das Asylrecht. Wir haben dazu gerade für den World Wide Fund For Nature (WWF), einer der weltweit größten Naturschutzorganisationen, eine aktuelle Umfrage veröffentlicht, die diese Zahlen spannend darstellt. Außerdem erkennen wir an unseren Daten, dass die Wählerinnen und Wähler ihre Wahlentscheidung eher aufgrund europäischer statt nationaler Themen treffen möchten.

2. Sie unterscheiden in Ihren Umfragen nach soziodemographischen Merkmalen. Welche Themen sind für welche Wählergruppen wichtig? 

Alle unsere Umfragen zeigen in die gleiche Richtung. Umweltschutz ist gerade in der jungen Wählerschaft ein wichtiges Thema. Die “Fridays for Future”-Demos haben hier sicherlich dazu beigetragen. Die Bedeutung nimmt mit dem Alter ab. Das Thema Demokratie ist vor allem bei Personen über 65 Jahren am stärksten. Interessant ist das Thema Asyl. Sowohl junge Leute als auch Ältere finden diesen Themenkomplex gleich wichtig. Schaut man sich die Verteilung nach Geschlechtern an, ergibt sich kein Unterschied beim Thema Umweltschutz. Während jedoch mehr Männer die Migrations- und Asylpolitik als wichtig erachten, stehen die Fragen um Demokratie und Meinungsfreiheit bei Frauen höher im Kurs. 

3. Wie schätzen Sie anhand der Umfrageergebnisse die Stimmung im Land ein? Sind die Wähler eher pro-europäisch eingestellt oder gibt es überdurchschnittlich viele kritische Stimmen?

Unsere Umfragen zeigen, dass die Menschen im Land weiterhin sehr pro-europäisch eingestellt sind. Dies zeigte eine gerade veröffentliche Umfrage von Civey für t-online. Rund 72 Prozent der Befragten stehen der EU positiv gegenüber. Es gibt hier allerdings signifikante Unterschiede zwischen Anhängern verschiedener Parteien. Während Anhänger der Grünen eine große Zustimmung zur Europäischen Union aufweisen, zeigt sich eine immense kritische Haltung bei AfD-Anhängern. Fragen wir nach einer Beurteilung der Mitgliedschaft Deutschlands in der EU, sehen circa 68 Prozent der Befragten diese als vorteilhaft an. Eine Mehrheit spricht sich außerdem für eine Stärkung des Europäischen Parlaments aus. Kritische Stimmen zeigen sich vor allem bei konkreten Themen wie der wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheit im Land oder zur Sicherheitslage in der EU. Passend hierzu: Fragen wir nach dem Politikfeld, in dem die Länder in der EU am dringendsten stärker miteinander kooperieren sollten, steht der Schutz der EU-Grenzen ganz oben.

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