Was uns bewegt hat: Die ersten repräsentativen Daten zum Fernunterricht sind da

Ja, die Situation kam für alle sehr schnell. Mitte März überschlugen sich in Deutschland die Ereignisse: von Kontaktsperren bis zu Laden- und Schulschließungen. Seitdem sind sehr viele Familien zu Hause im Homeoffice und Homeschooling.
 
Doch eines müssen wir leider auch sagen: Die aktuelle Situation zeigt sehr deutlich, wie sehr wir in der Digitalisierung im Bildungsbereich hinterher hinken. Dies zeigt auch das „Deutsche Schulbarometer Spezial zur Corona-Krise“, eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT. Es liefert das erste Mal belastbare Daten zum Fernunterricht der letzten Wochen. Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat dazu vom 2. bis zum 8. April 2020 genau 1.031 Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland befragt.
 
Erstes Problem: die soziale Ungerechtigkeit. So landete auf die Frage „Worin sehen Lehrkräfte zurzeit die größten Herausforderungen?“ der „Mangel an digitaler Ausstattung der Schüler“ mit 28 Prozent auf Platz eins. Dies stützt die Befürchtungen, dass vor allem Kinder aus finanzschwachen Familien durch die aktuelle Situation noch mehr benachteiligt sind als sonst. Diese Ansicht teilen auch 86 Prozent der befragten Lehrkräfte.
 
Zweites Problem: die fehlende Kompetenz der Lehrer mit digitalen Lernformaten. Hier sehen 69 Prozent der Befragten den größten Verbesserungsbedarf. Kein Wunder also, dass die Lehrkräfte ihren Umgang mit geeigneten digitalen Unterrichtsinhalten auf Platz zwei der größten Herausforderungen wählten.
 
Drittes Problem: Nicht einmal 50 Prozent der Lehrer haben regelmäßig Kontakt mit fast allen Schülerinnen und Schülern, und wenn, dann vor allem per Mail. Und das, obwohl die Lehrkräfte nach eigenen Aussagen gerade eine geringere Arbeitsbelastung haben, vor allem dank des liebsten Unterrichtsformats, des Arbeitsbeitsblattes, für das es viele Vorlagen in (fast) allen Fächern gibt.
 
Der Blick auf die Umfrage stimmt nicht wirklich positiv, auch, wenn zusätzlich noch die technischen Grundlagen der Länder in Form von Schulportalen und -clouds nicht funktionieren, zusammenbrechen, gehackt werden oder einfach nicht vorhanden sind wie beispielsweise in Rheinland-Pfalz, Bayern oder Niedersachsen.
 
Doch es geht auch anders. Das private Jenaplan-Gymnasium Nürnberg ist innerhalb von einer Woche auf eine kostenlose Videoplattform umgestiegen und macht nun regulären Unterricht – nur online. „Und bloß nicht darauf warten, dass die Politik für jeden Schritt den Teppich ausrollt. Dann schafft es keine Schule schnell genug ins Netz, um in der Corona-Krise ihre Pflicht zu tun“, warnt der Schulvorstand Bernd Beisse. Positivbeispiele gibt es auch bei unseren Nachbarn, vor allem den nördlichen wie Dänemark oder Finnland. Vielleicht sollten dort einmal unsere Bildungspolitiker und Lehrer in die Schule.
 
Erfahrungen mit dem Homeschooling: Lesen Sie hier einige (lustige) Anekdoten.
Menü