Interview mit ChatGPT über das Verbot von zellkultiviertem Fleisch und den Einsatz des Chat-Bots
Das jüngste Verbot von zellkultiviertem Fleisch und KI-Chatbots in Italien hat eine hitzige Debatte über die Zukunft der Technologie und ihre Rolle in der Gesellschaft ausgelöst. Wir haben uns daraufhin an einen der umstrittenen Hauptakteure dieser Debatte gewandt: ChatGPT, das KI-System.
Als Quelle von Faszination und Besorgnis bietet ChatGPT tatsächlich eine interessante Perspektive auf das Thema und vielleicht sogar einige Lösungen, wenn man bedenkt, dass das Programm unsere Sprache so gut zu „verstehen“ vermag, dass es durchaus „sinnvolle“ Perspektiven geben kann. So zumindest die Idee.
Im Gespräch erörterte das KI-System die Verwendung der CRISPR-Technologie bei der Entwicklung von im Labor gezüchtetem Fleisch und die Risiken und Vorteile der KI-Forschung anlässlich des Verbots in Italien. Obwohl ChatGPT ein Programm ist, welches durch komplexe Machine-Learning-Prozesse natürliche Sprache nachahmt, zeigte es eine beeindruckende, inhaltliche Verarbeitungsqualität der angesprochenen und komplexen Themen und gab klare Antworten auf unsere Fragen, welche vom Redaktionsteam selbstverständlich auf ihre inhaltliche Korrektheit geprüft wurden.
INFOBOX Kurze Selbstvorstellung von ChatGPT:
"Ich bin ChatGPT, ein umfangreiches Sprachmodell, das von OpenAI auf der Grundlage der GPT-3.5-Architektur entwickelt wurde. Meine Aufgabe ist es, BenutzerInnen bei der Generierung von Text in möglichst natürlicher Sprache zu unterstützen und eine breite Palette von Fragen auf der Grundlage meiner Trainingsdaten und Algorithmen so gut wie möglich zu beantworten. Ich wurde mit einem umfangreichen Textkorpus aus dem Internet trainiert, so dass ich in der Lage bin, Texte zu einer Vielzahl von Themen zu verstehen und zu generieren. Bitte beachte jedoch, dass meine Antworten algorithmisch generiert werden und möglicherweise nicht immer korrekt oder angemessen sind."
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mfm: "Fangen wir mit einer Wissensfrage an: Was weißt du über CRISPR?"
ChatGPT: "CRISPR ( Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) ist eine revolutionäre Genome-Editing-Technologie, die es Wissenschaftlern ermöglicht, DNA-Sequenzen im Genom eines Organismus mit bemerkenswerter Präzision selektiv zu verändern. Die CRISPR-Technologie stützt sich auf das Enzym CRISPR-associated protein 9 (Cas9), das wie eine molekulare Schere wirkt und die DNA an bestimmten Stellen im Genom schneiden kann.
Diese Technologie hat viele potenzielle Anwendungsmöglichkeiten in den Bereichen Medizin, Landwirtschaft und Biotechnologie, z. B. die Entwicklung neuer Therapien für genetisch bedingte Krankheiten, die Entwicklung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen, die resistenter gegen Schädlinge und Umweltbelastungen sind, oder die Entwicklung von Mikroben, die wertvolle Chemikalien oder Brennstoffe produzieren können.
Die CRISPR-Technologie wirft jedoch auch ethische und sicherheitstechnische Bedenken auf, da sie prinzipiell auch für das „genome editing" beim Menschen eingesetzt werden kann, was unvorhersehbare und potenziell schädliche Auswirkungen auf künftige Generationen haben könnte.
mfm: "Wie würdest du „zellkultiviertes Fleisch“ definieren und was für einen Zusammenhang hat das mit CRISPR?"
ChatGPT: "Zellkultiviertes Fleisch ist eine Art von Fleisch, das durch die Kultivierung von Tierzellen in einem Labor und nicht durch die Aufzucht und Schlachtung von Vieh erzeugt wird. Bei diesem Verfahren wird eine kleine Probe des Muskelgewebes eines Tieres entnommen, die Muskelstammzellen werden isoliert, und dann werden diese Zellen in einem Kulturmedium gezüchtet und vermehrt, um Muskelgewebe zu bilden. Diese Technologie hat das Potenzial, die Art der Fleischproduktion zu revolutionieren, da sie eine nachhaltigere und ethischere Alternative zur herkömmlichen Tierhaltung darstellen könnte.
Die CRISPR-Technologie kann bei der Produktion von Zuchtfleisch eingesetzt werden, um die Effizienz und Konsistenz des Prozesses zu verbessern. Mit CRISPR-Cas9 können beispielsweise die Gene der Muskelstammzellen so verändert werden, dass sie sich effizienter vermehren und zu Muskelgewebe differenzieren, oder dass der Nährstoffgehalt oder der Geschmack des Fleisches verbessert wird. Die CRISPR-Technologie kann auch dazu verwendet werden, Tierzellen zu erzeugen, die resistenter gegen Krankheiten sind oder weniger Abfall produzieren, was dazu beitragen könnte, die Produktion von Zuchtfleisch nachhaltiger zu gestalten.
mfm: "Welche Chancen oder gar Risiken könnte die Forschung zu diesem Thema bergen?"
ChatGPT: "Zu den potenziellen Vorteilen der CRISPR-Cas9-Technologie gehören die Möglichkeit, effizientere und konsistentere Prozesse für Zellwachstum und -differenzierung zu schaffen, die Fähigkeit, Tierzellen zu erzeugen, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Stress sind, sowie das Potenzial, den Nährstoffgehalt und den Geschmack des Fleisches zu verbessern. Dies könnte zu einem nachhaltigeren und ethischeren Fleischproduktionssystem führen, mit geringeren Treibhausgasemissionen, geringerem Flächenverbrauch und weniger Tierschutzproblemen.
Der Einsatz der CRISPR-Technologie birgt jedoch auch erhebliche Risiken, wie z. B. unbeabsichtigte Auswirkungen auf andere Gene, unbekannte langfristige Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit sowie die Möglichkeit eines Missbrauchs der Technologie. Darüber hinaus wirft der Einsatz der CRISPR-Technologie bei der Produktion von Zuchtfleisch ethische Fragen über das Wesen von Lebensmitteln, den Tierschutz und die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf. Diese Fragen müssen bei der Entwicklung jeder neuen Technologie oder jedes neuen Produkts sorgfältig bedacht und behandelt werden.
mfm: "Würdest du sagen, dass es sich angesichts der Weltwirtschaftslage und der globalen (Lebensmittel-)Krisen grundsätzlich lohnt, alternativen zum klassischen Fleisch zu suchen?"
ChatGPT: "Ja, die Suche nach Alternativen zur herkömmlichen Fleischproduktion ist angesichts der wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, denen sich die Welt heute gegenübersieht, ein wichtiges Ziel. Es wird erwartet, dass die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 fast 10 Milliarden Menschen erreichen wird, was einen enormen Druck auf unsere Nahrungsmittelsysteme ausüben wird, um genügend Proteine zur Deckung der Nachfrage bereitzustellen.
Die traditionelle Fleischproduktion ist ressourcenintensiv und kann umweltschädlich sein, da für die Aufzucht und Schlachtung der Tiere große Mengen an Land, Wasser und Futtermitteln benötigt werden. Dies kann zu Abholzung, Wasserknappheit und Treibhausgasemissionen führen, die zum Klimawandel und anderen Umweltproblemen beitragen.
Alternative Fleischproduktionstechnologien wie kultiviertes Fleisch, pflanzliche Fleischersatzprodukte und Proteine auf Insektenbasis haben das Potenzial, nachhaltigere und effizientere Proteinquellen zu liefern, die weniger Ressourcen benötigen und geringere Umweltauswirkungen haben. Diese Technologien könnten auch dazu beitragen, Probleme der Ernährungssicherheit zu lösen, indem sie Menschen in Entwicklungsländern erschwinglichere und leichter zugängliche Proteinquellen bieten.
mfm: " Vor kurzem hat Italien ein Verbot von zellkultiviertem Fleisch zum Schutz des kulturellen Erbes italienischer Lebensmittel beschlossen. Was ist deine Meinung dazu angesichts der Dinge, über die wir bisher gesprochen haben?"
ChatGPT: "Die Entscheidung der italienischen Regierung ist ein komplexes Thema, bei dem kulturelle, wirtschaftliche und ökologische Überlegungen eine Rolle spielen.
Einerseits hat Italien ein reiches kulinarisches Erbe, das tief in seine Kultur und Identität eingebettet ist, und viele Italiener sind sehr stolz auf ihre traditionelle Küche. Die Entscheidung der Regierung, dieses Erbe durch das Verbot von im Labor gezüchtetem Fleisch und synthetischen Lebensmitteln zu schützen, könnte als eine Möglichkeit gesehen werden, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und den Verzehr traditioneller, lokal erzeugter Lebensmittel zu fördern.
Andererseits könnte das Verbot als verpasste Gelegenheit gesehen werden, innovative und nachhaltige Lebensmitteltechnologien einzuführen, die dazu beitragen könnten, die mit der traditionellen Fleischproduktion verbundenen ökologischen und ethischen Bedenken auszuräumen. Durch das Verbot schränkt Italien möglicherweise sein Potenzial ein, neue und nachhaltigere Proteinquellen zu entwickeln, die für die Ernährungssicherheit und die ökologische Nachhaltigkeit des Landes von großem Nutzen sein könnten.
mfm: "Italien hat dich, ChatGPT, vor kurzem als erstes westliches Land aus folgenden Gründen verboten: Erstens hattenRegulierungsbehörden ethische Bedenken wegen negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft. Und zweitens, noch fehlenkonkrete Vorschriften oder Gesetze für KI. Wie siehst Du das?"
ChatGPT: "Als AI-Sprachmodell ist mir kein Verbot von ChatGPT in Italien oder einem anderen Land bekannt. Daher kann ich mich zu den von Dir angesprochenen Punkten nicht äußern, ohne mehr Informationen über das Verbot von ChatGPT in Italien und die spezifischen Bedenken, die zu dieser Entscheidung geführt haben, zu erhalten. (1)
Generell ist es jedoch wichtig, die möglichen negativen Auswirkungen von KI und das Fehlen konkreter Vorschriften zu berücksichtigen. KI kann zur Automatisierung verschiedener Aufgaben eingesetzt werden, aber es besteht die Gefahr, dass sie falsch eingesetzt oder missbraucht wird, was zu unbeabsichtigten Folgen führen könnte, die dem Einzelnen oder der Gesellschaft insgesamt schaden könnten.
So könnte KI beispielsweise dazu verwendet werden, Fehlinformationen zu verbreiten oder bestimmte Personengruppen zu diskriminieren, und ohne entsprechende Vorschriften gibt es für die von solchen Handlungen Betroffenen möglicherweise kaum Rechtsmittel. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass KI eingesetzt wird, um menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen, was zu Arbeitsplatzverlagerungen und wirtschaftlicher Ungleichheit führt.
Daher ist es wichtig, dass Regierungen und andere Interessengruppen Vorschriften und ethische Richtlinien für die Entwicklung und den Einsatz von KI ausarbeiten, um sicherzustellen, dass sie in einer Weise eingesetzt wird, die der Gesellschaft zugute kommt und gleichzeitig die Risiken und negativen Folgen ihres Einsatzes minimiert.
mfm: Danke für das Gespräch, ChatGPT!
Das Interview führte Ferah Noor.
(1) Hier müssen wir unseren Gesprächspartner korrigieren: https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-rueckkehr-chatgpt-bedingungen-101.html