Was uns bewegt hat: Essbare Impfungen

Die Erfindung eines gezielt eingesetzten Impfstoffs gilt als eine der größten Pionierleistungen des 19. Jahrhunderts und ist untrennbar mit dem Namen Edward Jenner verbunden, der den Impfstoff gegen Pocken gefunden hatte. Seither ist die Impfung eine globale Erfolgsgeschichte, die Millionen von Menschen das Leben rettet. Diphterie, Kinderlähmung, Tetanus oder Massern - vieles kann heute verhindert werden, woran noch im letzten Jahrhundert vor allem Kinder erkrankten und auch starben.

Der nächste Piks könnte allerdings nicht mehr aus der Arztpraxis, sondern vielleicht aus der Salatschüssel kommen: Forscher an der UC Riverside stellen Impfstoffe aus genetisch veränderten Pflanzen her, und entwickeln so essbare Impfstoffe aus Kopfsalat, Reis, Bananen, Tomaten, Alfalfa, Spinat und Karotten. 

Essbare Impfstoffe können eine leicht zugängliche und kostensparende Alternative zur herkömmlichen Spritze werden: Man kann das Gemüse selbst anbauen, dann einfach ernten, zubereiten und schon ist man geimpft. Ein Salatkopf impft, wenn es nach den Forschern von UC Riverside geht, einen erwachsenen Menschen gegen Corona. Möglich wird das Verfahren durch die jetzt entwickelten mRNA-Impfstoffe. mRNA können auch von Pflanzen reproduziert werden.

Die Idee ist nicht neu: bereits in den 90er-Jahren bezeichnete der amerikanische Molekularbiologe Charles Arntzen alle Lebensmittel, insbesondere Pflanzen, die Vitamine und Proteine sowie Nährstoffe, die verschiedene Krankheiten eindämmen als „essbare Impfungen“. Bei der Herstellung von essbaren Impfstoffen kann das Gen, das bakterielle oder virale Krankheitserreger kodiert, in Pflanzen eingebaut werden, ohne dass diese ihre immunogenen Eigenschaften verlieren. 

Wer sich vor Nadeln fürchtet, soll sich künftig also auch ohne diese vor tödlichen Krankheiten schützen können. Juan Pablo Giraldo, Außerordentlicher Professor am Institut für Botanik und Pflanzenwissenschaft der University of California, Riverside, der die Forschungsgruppe leitet, will mit seinem Forschungsprojekt beweisen, dass die DNA-Sequenzen, welche die mRNA-Impfstoffe beinhalten, genau dem Teil der Pflanzenzelle zugeführt werden können, die diese reproduziert. Der mRNA-Anteil wäre dann genauso hoch wie der einer Impfdosis. 

Gut möglich, dass unsere Impfstoffe künftig im heimischen Garten wachsen, doch bis dahin könnte es noch eine Weile dauern. Giraldo merkt an: „Um den Erfolg der Idee und der Technologie nachzuweisen, wird die Forschung noch einige Jahre dauern. Wenn sie erfolgreich ist, wird es weitere Studien und mehrere Jahre brauchen, bis die Blattgemüse als mRNA-Impfstofffabriken verwendet werden können.“

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