PR-Berater rechnen mit Diskursverschärfungim Wahlkampf

epd-Gespräch: Lukas Philippi

Berlin (epd). Die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG) warnt vor einer Radikalisierung dergesellschaftlichen Debatte. Gespräche mit Radikalen und Extremisten seien in der Regel nichtergebnisoffen. „Es geht diesen Gruppen nicht um den Austausch von Argumenten, sondern um dieZerstörung des Diskurses“, sagte die Sprecherin des Expertenkreises „Public Affairs“ in der DPRG,Isabella Pfaff, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Deshalb empfehle sie, mit den gleichen Kommunikationsmethoden darauf zu antworten: „Wenn wireiner lautstarken Minderheit den Raum geben und nicht entsprechend reagieren, zerstören wir unsereDiskurskultur, die für eine Meinungsbildung so wichtig ist.“ Dies bedeute auch, „als Zuschauer in einerVersammlung habe ich die Aufgabe, gegen radikale Störer im wahrsten Sinne aufzustehen“.

Ein entsprechendes „Thesenpapier zur Kommunikation mit Radikalen und Extremisten“ der DPRG sollam Dienstagabend in Berlin vorgestellt werden. Überschrieben ist die Veranstaltung „Wer argumentiert,verliert“. Die DPRG bezeichnet sich als Netzwerk von rund 2.200 professionellen Kommunikatoren undPR-Profis.

Pfaff, die selbst eine Agentur leitet, betonte, „die Wahrscheinlichkeit im Alltag auf Extremisten zustoßen, ist heute höher als noch vor zehn Jahren“. Dann stelle sich die Frage: „Was tue ich?“ Gesprächemit Extremisten und Radikalen seien nicht ergebnisoffen, sondern folgten einem ideologischen Narrativ.Zu deren Gesprächstaktik gehöre unter anderem, von einem Thema zum nächsten zu springen unddiese zu verknüpfen: „Tatsachenbehauptungen werden in die Welt gesetzt, ohne dass ein wirklicherinhaltlicher Zusammenhang zwischen den Themen besteht.“

Für solche Fälle rate sie: „Widerstehen Sie der Versuchung, diese inhaltslose Perlenkette sinnvollauflösen und beantworten zu wollen. Das wird nicht gelingen.“ Besser sei es, sich auf das eigene Themazu fokussieren. Dasselbe gelte auch für rhetorische Ablenkungsmanöver wie etwa die Methode, Kritikdurch den Verweis auf andere Missstände zu relativieren und vom eigentlichen Thema abzulenken.

Für Koalitionsverhandlungen mit Radikalen und Extremisten rät Pfaff, „nicht überrascht zu sein, wennich feststellen muss, dass das einzige Interesse meiner Gesprächspartner ist, die Party zu crashen“.Dies gelte nicht nur für die AfD, sondern auch für die Führungsspitze des BSW. Für denBundestagswahlkampf erwarte sie eine weitere Diskursverschärfung: „Für Wahlkämpferinnen undWahlkämpfer heißt das, vorbereitet zu sein und gegenzuhalten.“

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