Policy Paper
Die politische Nachkriegslandschaft so wie wir sie kannten, ist vorbei. Im Osten der Republik hat sich eine Parteienlandschaft etabliert, die sich grundlegend von der Parteienlandschaft in Westdeutschland unterscheidet. Mehrheiten der Mitte sind auf absehbare Zeit nicht oder kaum mehr möglich.
Radikale und extremistische Parteien sowie ihre Anhänger und Vorfeldorganisationen dominieren nicht nur die neue Parteienlandschaft, sondern stellen künftig in vielen Kommunen die Mandatsträger und Behördenmitarbeiter. Und sie prägen jetzt schon vielerorts den Diskurs im Alltag.
PR- und Public-Affairs-Verantwortliche, aber auch Journalisten oder Entscheider in Verbänden und Unternehmen, im öffentlichen Sektor oder in Agenturen stehen im Osten - aber nicht nur dort! - vor der Frage: Wie kommuniziere ich mit diesen polarisierten gesellschaftspolitischen Akteuren? Was erwartet mich und wie kann ich darauf reagieren?
Denn diese Diskussionen stellen die erlernten Kommunikationsroutinen eines argumentativen Austausches grundsätzlich in Frage. Extremisten und Radikalen geht es nicht um das bessere Argument, sondern um die Zerstörung des Diskurses. Wer hier argumentiert, verliert (meistens).
Die zehn Thesen in Kurzfassung:
1# Die Deutungshoheit behalten: Durch aktives, schnelles und transparentes Management des Kommunikationsprozesses die Kontrolle über das Thema gewinnen und behalten.
2# Gute Vorbereitung: Agenda- und Umfeldanalyse durchführen, um die ideologische Motivation der Gegenseite einschätzen und kontern zu können.
3# Klare Ziele und rote Linien definieren: Themen und Grenzen der Kommunikation im Voraus festlegen. Sich nicht auf Diskussionen einlassen.
4# Keine Hinterzimmerpolitik: Treffen mit extremistischen Gruppen transparent kommunizieren.
5# Abgestimmte Kommunikation: Sicherstellen, dass Stellungnahmen mit Partnern abgestimmt und nach Treffen zeitgleich veröffentlicht werden, um Reichweite und Signalwirkung zu erhöhen.
6# „End of Party“-Gespräche: Gespräche mit Extremisten und Radikalen sind nicht ergebnisoffen, sondern folgen einem ideologischen Narrativ. Es geht diesen Gruppen nicht um den Austausch von Argumenten, sondern um die Zerstörung des Diskurses. Wer argumentiert, verliert oft.
7# Gespräche als strategisches Mittel einsetzen: Inhalte und Strategien durchdenken und vorbereiten.
8# Mit „Basic Talk“ dominieren: Mit klarer Sprache die eigene Position stärken. Und sich auf den Basic Talk der Gegenseite einstellen. Mit rhetorischen Techniken wie „Whataboutism“ u.a. wird versucht, den Gesprächsverlauf zu dominieren und zu zerstören.
9# Corporate Citizenship: In der Kommunikation im politischen Umfeld werden Unternehmen zu politischen Akteuren. Sie bewegen sich damit auf dem Feld politischer Kommunikation, das anderen Regeln folgt als Unternehmenskommunikation. Unternehmen werden zu öffentlichen Akteuren.
10# Interne Kommunikation berücksichtigen: Interne Kommunikation vor öffentlicher Kommunikation. Das schafft Vertrauen im eigenen Unternehmen/Organisation.
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Die Langfassung der Thesen mit ausführlichen Erklärungen und Quellen finden Sie hier: https://dprg.de/singlenews/uid-965159/das-ende-der-party/#a965159
Die Autoren:
• Isabella Pfaff, Vorsitzende des Think Tanks Public Affairs der DPRG
• Dr. Olaf Kaltenborn, Stellvertretender Vorsitzender des Think Tanks Public Affairs der DPRG
• Stephan Becker-Sonnenschein, Mitautor und Mitglied im Think Thank Public Affairs der DPRG
• Mitglieder des Think Tank Public Affairs